Kinderbetreuung in Pankow verbessern – Zentrale Anmeldung ermöglichen

Mehr Betreuungsangebote für Kinder bedeuten ein Mehr an Freiheit. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein bedarfsgerechtes, vielfältiges und qualitativ gutes Betreuungsangebot schafft mehr Gestaltungsraum und Chancengerechtigkeit für Kinder und Eltern. Das Ziel ist, dass jedem Kind ab dem ersten Lebensjahr wohnortnah und ohne lange Wartefristen ein Betreuungsplatz angeboten werden kann.

Die FDP Prenzlauer Berg fordert eine zentrale städtische Stelle für die Anmeldung von Kindergarten- und Krippenplätzen sowie Plätzen in der Tagespflege in Berlin. Die Anmeldung soll online unter Berücksichtigung des Datenschutzes möglich sein. Die Entscheidung über die Vergabe eines freien Platzes verbleibt bei den Betreuungseinrichtungen. Die Anbieter von Kindergarten- und Krippenplätzen sowie Plätzen in der Tagespflege werden eingeladen, die Platzvergabe an die städtische Stelle zu übertragen.

Eine zentrale Anmeldung entlastet die Eltern vom aktuell erforderlichen Anmelde- und Wartelistenmarathon. Unnötiger zeitlicher und bürokratischer Aufwand wird vermieden. Eine zentrale Erfassung der Anmeldungen verhindert Mehrfachanmeldungen, und vermindert den Stress bei den Eltern erheblich. Mit der frühen Zusage freier Plätze wäre sowohl für betroffene Eltern als auch für manchen Arbeitgeber das weitere Arbeitsleben verlässlicher planbar. Zugleich werden Kinderbetreuungseinrichtungen vom Anmeldemanagement entlastet – weniger „Betreuungsaufwand“ für sich bewerbende Eltern, mehr Zeit für Kinder. Erzieherinnen und Erzieher sollen keine Zeit mit Verwaltungsaufgaben vergeuden. Eine Online-Anmeldung ist in vielen Kommunen inzwischen selbstverständlich oder wird geplant – das gilt auch für Großstädte, wie die Beispiele Bonn und München zeigen.

Das Gros der Betreuungsplätze wird rund um den Schuljahresbeginn im August / September vergeben. Dieses starre Zeitfenster für die Aufnahme einer Betreuung steht mittlerweile quer zu zentralen familienpolitischen Rahmenbedingungen: dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in Kindertagesstätten oder der Kindertagespflege ab der Vollendung des ersten Lebensjahres sowie zu dem bis zu 14 Monate gewährten Elterngeld. Eine zentrale Anmeldung zeigt den wirklichen Bedarf an Betreuungsplätzen rechtzeitig auf und ist ein erster Schritt zum vernünftigen Zusammenbringen von Betreuungsbedarf und –anspruch mit den vorhandenen Betreuungsplätzen. Gegenwärtig überbrücken viele Eltern die Zeit zwischen erstem Geburtstag und der Aufnahme der Betreuung im August / September mit Behelfslösungen oder durch die Inanspruchnahme von unbezahlter Elternzeit, damit das Kind nicht einfach in irgendeine Betreuungseinrichtung kommt, sondern Chancen auf einen Platz in einer von den Eltern präferierten Einrichtung hat.

Schon heute stellt die Arbeitswelt hohe Anforderungen an die Flexibilität von Beschäftigten: Schichtdienste, unvorhergesehene Mehrarbeit, berufliche Termine am Nachmittag oder Abend, Dienstreisen u.v.m. Das macht es auch gut organisierten Eltern – insbesondere Alleinerziehenden – schwer, Familie und Beruf zu vereinbaren. Dies gilt gerade bei einer Vollzeitbeschäftigung oder wenn beide Elternteile einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen wollen. Verlässliche Betreuungszeiten bis zum frühen Abend können berufstätige Eltern entlasten. Sie stärken auch die Selbstorganisation der Familien. Gerade Alleinerziehende könnten noch besser unterstützt werden, beispielsweise wenn sie einen Platz in einer anderen Betreuungseinrichtung während der Sommerschließzeiten ihrer eigenen Einrichtung angeboten bekommen. Kurzfristig sollte sichergestellt werden, dass die Sommerschließzeiten der Betreuungseinrichtungen mit den Sommerschulferien synchronisiert werden. Das würde in einem ersten Schritt, die Urlaubs- und Zeitplanungen von Eltern mit mehreren Kindern wesentlich vereinfachen.

Die Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen bildet nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die gute Betreuung: Das fängt mit der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an, setzt sich fort mit adäquaten Fortbildungsbildungsmöglichkeiten und findet auch einen Ausdruck im sogenannten Betreuungsschlüssel. Gute Betreuung fordert auch eine gute Entlohnung für Erzieherinnen und Erzieher. Die Attraktivität der Erziehungsberufe wird nicht allein durch öffentliche Anerkennung verbessert. Eine bessere Entlohnung honoriert die gewachsenen Anforderungen an Erzieherinnen und Erzieher. Sie ist auch das richtige Signal, um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.

Ein am Kindeswohl orientierter Betreuungsschlüssel führt zu kleineren Gruppen. Diese bieten die Chance, auf die Bedürfnisse der Kinder individueller einzugehen. Die FDP Prenzlauer Berg sieht es daher als dringlich geboten, den Betreuungsschlüssel zu verbessern. Zu einer vorausschauenden Personalplanung gehört es auch, Krankheitszeiten sowie Zeiten für Fortbildungen zu berücksichtigen. Dabei könnten auch „Springerdienste“ Abhilfe schaffen: dort, wo bei dem ungeplanten Ausfall einer Fachkraft Personal fehlt, sollte auf Ressourcen eines Personalpools zurückgegriffen werden können. Damit können auch Engpässe bei Krankheitszeiten unter sechs Wochen ausgeglichen werden. Ein besserer Betreuungsschlüssel erleichtert es den Betreuungseinrichtungen kurzfristige Ausfälle zu kompensieren.

Betreuungseinrichtungen entstehen nicht nur unter staatlicher Regie. Vielfach entstehen neue Betreuungseinrichtungen auf Initiative von Eltern oder von Betrieben. Die privaten Anstrengungen von Eltern können besser öffentlich flankiert werden, beispielsweise durch die günstige Überlassung geeigneter Immobilien. Zudem sollten die Anforderungen an zu gründende Betreuungseinrichtungen überprüft werden und insbesondere eine Karenzzeit, bis alle gesetzlichen Anforderungen voll erfüllt sind, gewährt werden.

Aus Kindessicht ist der Übergang von der regelmäßigen Kinderbetreuung in die Schule ein großer Schritt. Bezugspersonen, Abläufe und Erwartungen ändern sich radikal. Die Betreuungseinrichtungen und die Schulen müssen Hand in Hand einen Beitrag leisten, damit dieser Wechsel gelingt. Entsprechend sollten Maßnahmen zur Zusammenarbeit von Betreuungseinrichtungen und Grundschulen gefördert werden, um so den Übergang in die Schule für die Kinder zu erleichtern. Die FDP Prenzlauer Berg lehnt dabei eine verpflichtende Weitergabe der Sprachlerntagebücher ab.

Ein bedarfsgerechtes, vielfältiges und qualitativ gutes Betreuungsangebot gibt es nicht umsonst. Die FDP Prenzlauer Berg befürwortet deshalb einkommensabhängige Eigenbeiträge der Eltern zu den Betreuungskosten auch über das dritte Lebensjahr hinaus. Eltern mit niedrigem Einkommen sollen weiterhin keinen Eigenbeitrag leisten. Je besser die angebotenen Dienstleistungen sind, desto eher sehen die Eltern ihren Eigenbeitrag gerechtfertigt. Die Einkommensgrenzen bei der Berechnung der Eigenbeiträge sollten jährlich an die allgemeine Lohn- und Preisentwicklung angepasst werden.

 

Beschluss der Mitgliederversammlung am 7. Juli 2014